
Bristol Myers Squibb gab kürzlich bekannt, dass die Europäische Kommission die Zulassung von Lisocabtagen maraleucel (Liso-Cel, Breyanzi®) zur Behandlung erwachsener Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffus großzelligem B-Zell Lymphom (diffuse large B-cell lymphoma; DLBCL), primär mediastinalem großzelligem B-Zell Lymphom (primary mediastinal large B-cell lymphoma; PMBCL) und follikulärem Lymphom Grad 3B (follicular lymphoma grade 3B; FL3B) nach zwei oder mehr systemischen Vortherapien erteilt hat [1]. Bei Liso-Cel handelt es sich um eine gegen das Antigen CD19 gerichtete CAR-T-Zelltherapie (chimeric antigen receptor T-cell therapy; CAR T). Die Zulassung von Liso-Cel erlaubt die Anwendung in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) sowie in Island, Norwegen und Liechtenstein.
Liso-Cel ist eine personalisierte Therapie, die in Form einer einmaligen Infusion verabreicht wird. Die Behandlung mit Liso-Cel hat bei einem hohen Anteil an Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem großzelligem B-Zell-Lymphom (large B-cell lymphoma; LBCL) ein anhaltendes komplettes Ansprechen (complete response; CR) und ein handhabbares und differenziertes Sicherheitsprofil gezeigt.
„Die Weiterentwicklung von Zelltherapien ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Engagements, innovative und potenziell kurative Behandlungen bereitzustellen, um das Leben von Menschen, die von einer Krebserkrankung betroffen sind, verändern zu können“, sagte Dr. Samit Hirawat, Chief Medical Officer bei Bristol Myers Squibb. „Mit Lisocabtagen maraleucel tragen wir dazu bei, den bestehenden therapeutischen Bedarf von Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem großzelligem B-Zell-Lymphom in Europa zu adressieren, denen bislang nur wenige Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen, die eine langfristige Remission bewirken. Die Zulassung von Liso-Cel durch die Europäische Kommission stellt einen wichtigen Meilenstein dar, um für noch mehr Patienten den neuartigen und personalisierten Therapieansatz der CAR-T Zellprodukte verfügbar zu machen.“
Liso-Cel bei Patienten mit DLBCL
Das DLBCL ist eine rasch fortschreitende, aggressive Erkrankung des lymphatischen Systems, die jeden dritten diagnostizierten Fall eines Non-Hodgkin-Lymphoms (NHL) ausmacht und damit die häufigste Form eines NHL darstellt [2]. Mehr als zwei Drittel der DLBCL-Patienten sprechen nicht auf eine Zweitlinientherapie an oder rezidivieren. Zudem ist das Ansprechen bei diesen Patienten mit Raten für das komplette Ansprechen von 2 % bis 15 % historisch betrachtet generell niedrig [3]. Trotz jüngst erzielter Fortschritte bei der Behandlung werden weiterhin neue Optionen benötigt, die einen langfristigen klinischen Nutzen bieten können.
„Beim DLBCL besteht das Behandlungsziel darin, eine dauerhafte Remission zu erreichen. Für Patienten, die rezidivieren oder die nicht auf die initiale Therapie ansprechen, gibt es jedoch nur begrenzte therapeutische Optionen, die eine langfristige Kontrolle der Erkrankung ermöglichen“, sagte Univ.-Prof. Dr. Ulrich Jäger, Professor für Hämatologie an der Medizinischen Universität Wien, Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien, und Prüfarzt der TRANSCENDWORLD-Studie. „Liso-Cel ist eine spannende neue und differenzierte Therapieoption, die nun auch in Europa für Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem LBCL, die generell historisch betrachtet eine schlechte Prognose aufweisen, eine potenziell kurative Behandlungsalternative darstellt. Zudem untermauern die Ergebnisse aus den Studien TRANSCEND-NHL-001 und TRANSCEND WORLD den Stellenwert von Liso-Cel als wichtige Therapieoption für ein breites Spektrum an Patienten mit DLBCL, die mindestens zwei Vortherapien erhalten haben.“
Ansprechen auf Liso-Cel
Die EU-Zulassung beruht auf den Ergebnissen der Studie TRANSCEND-NHL-001. Die Studie untersuchte Liso-Cel bei erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem DLBCL, PMBCL und FL3B, darunter auch ein breites Spektrum an Patientenfällen mit verschiedenen histologischen Subtypen und Hochrisikofaktoren [1]:
- Von den 216 Patienten, die mit Liso-Cel behandelt wurden und bei denen die Wirksamkeitsdaten ausgewertet werden konnten, erreichten 73 % ein Ansprechen (95 %- Konfidenzintervall (KI): 66 % bis 79 %), darunter 53 % der Patienten mit einem kompletten Ansprechen nach erfolgter Behandlung (CR; 95 %-KI: 46 % bis 60 %).
- Die mediane Ansprechdauer betrug 20 Monate bei allen Patienten, die ein Ansprechen zeigten (95 %-KI: 8 – nicht erreicht), und 26 Monate für Patienten, die eine CR erreichten (95 %-KI: 23 – nicht erreicht)
Sicherheitsprofil
Das Sicherheitsprofil von Liso-Cel beruht auf gepoolten Daten von 314 Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem LBCL, die mit Liso-Cel in einem Dosisbereich von 44 bis 120 x 106 lebensfähigen CAR-positiven T-Zellen in insgesamt vier verschiedenen Studien (TRANSCEND-NHL-001, TRANSCEND WORLD, PLATFORM und OUTREACH) behandelt wurden [1].
- Ein Zytokin-Freisetzungssyndrom (cytokine release syndrome; CRS) jeglichen Schweregrads trat bei 39 % der Patienten auf. 3 % dieser Patienten wiesen ein CRS vom Schweregrad 3 oder 4 auf. Die mediane Zeit bis zum Auftreten eines CRS betrug 5 Tage (Spanne: 1 Tag bis 14 Tage) und die mediane Dauer betrug ebenfalls 5 Tage (Spanne: 1 Tag bis 17 Tage).
- Neurotoxizitäten (NT) traten bei 26 % der Patienten auf, die Liso-Cel erhielten. NT-Ereignisse vom Schweregrad 3 oder 4 zeigten sich bei 10 % der Patienten. Die mediane Zeit bis zum Auftreten der ersten NT lag bei 9 Tagen (Spanne: 1 Tag bis 66 Tage). 99 % aller NT traten in den ersten 8 Wochen nach der Liso-Cel-Infusion auf. Die mediane Dauer der NT betrug 10 Tage (Spanne: 1 Tag bis 84 Tage).
- Die häufigsten Nebenwirkungen vom Schweregrad ≥ 3 waren Neutropenie (63 %), Anämie (35 %), Thrombozytopenie (29 %), Leukopenie (21 %), Infektion mit einem nicht spezifizierten Erreger (9 %) und febrile Neutropenie (8 %).
Literatur:
1. Fachinformation Breyanzi®. (https://fi.b-ms.de/Breyanzi). Zugegriffen: 06.04.2022
2. American Cancer Society. Types of B-cell Lymphoma. (https://www.cancer.org/cancer/non-hodgkin-lymphoma/about/b-cell-lymphoma.html). Zugegriffen: 06.04.2022
3. Crump et al. Blood 2017; 130: 1800-1808
Quelle: Pressemitteilung von Bristol Myers Squibb GmbH & Co. KGaA