
Mit Hilfe von KI konnten Forscher Prädiktoren für ein Therapieversagen von Hydroxyurea (HU) bei Polycythaemia Vera (PV) identifizieren. Mit ihrer Hilfe könnten zukünftig PV-Hochrisiko-Patienten identifiziert werden, bei denen das Risiko besteht, dass die HU Therapie versagt.
Patienten mit Polycythaemia Vera (PV) tragen ein hohes Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko, wenn sie ein thromboembolisches Ereigniss (TE) erleiden. Daher ist es vorrangiges Ziel der PV-Therapie, diese Komplikation zu vermeiden. Das Thromboserisiko eines PV-Patienten wir derzeit abgeschätzt anhand von Lebensalter und thrombotischen Ereignissen in der Vergangenheit. Patienten ab 60 Jahren oder Patienten, die mindestens ein TE hatten, werden als Hochrisiko-PV-Patienten primär mit Hydroxyurea (HU) oder Interferon alpha zytoreduktiv behandelt. Tritt HU-Resistenz oder Intoleranz auf, kann auf eine Zweitlinienbehandlung mit Ruxolitinib, umgestellt werden.
Trotz der dieser an das Risiko angepassten Therapie erleiden PV-Patienten deutlich häufiger ein TE als die Normalbevölkerung. Prof. Florian Heidel, Greifswald, vermutet, dass Alter und stattgefundene Thrombose zu ungenau für eine optimale Therapieentscheidung sind: „Die prädiktiven Faktoren, die die Therapieentscheidung bei der PV
Vielversprechend scheint Heidel dafür ein statistisches Modell zu sein, das mit Hilfe einer Künstlichen Intelligenz (KI) anhand der Daten der US-OPTUM-Datenbank mit mehr als 70.000 Datensätzen von PV-Patienten entwickelt wurde. Die Studie verglich die TE-Inzidenz bei PV-Patienten unter zytoreduktiver Therapie mit HU mit der von Patienten, die nach HU auf auf Ruxolitinib umgestellt wurden. Bei den Patienten mit Ruxolitinib stabilisierte sich die TE-Inzidenz, unter HU-Behandlung stieg sie wieder an.
Prädiktive Marker für TEs wurden an den Daten von über 3.800 Patienten identifiziert, die für mindestens sechs Monate initial mit HU therapiert worden waren. Ein zuvor stattgefundenes TE erhöhte das Risiko für ein weiteres Ereignis auf etwa das Doppelte. Bei diesen Patienten waren ein Lymphozytenanteil mehr als 13 % und eine Thrombozytenzahl größer als 393 x 109/l hoch prädiktiv für ein TE. Bei Patienten ohne vorheriges TE war ein Anteil von Lymphozyten von weniger als < 17 % gemeinsam mit der Verteilungsbreite der Erythrozyten (RDW) von weniger als 15 % hoch prädiktiv für ein Ereignis. Wurde die Phlebotomie-Abhängigkeit der Patienten berücksichtigt, konnte das Modell vorhersagen, ob die HU-Therapie in den kommenden 3 Monaten versagen wird. Weitere Studien sind notwendig, um die Ergebnisse zu bestätigen.
Quelle: Virtuelle Presseveranstaltung von Novartis am 26.11 2021 „Polycythaemia vera (PV) – Künstliche Intelligenz als neuer Ansatz zur Beurteilung des TE-Risikos?“