
Eine beim ASH präsentierte Zwischenanalyse der randomisierten, Placebo-kontrollierten Studie TRANSFORM bestätigt den großen Nutzen einer früh eingesetzten CAR-T-Zell-Therapie für Patienten mit aggressiven Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL). Die Studie untersucht das CAR-T-Zell-Produkt Lisocabtagene maraleucel (liso-cel) bei großzelligen B-Zell-Lymphomen in der zweiten Therapielinie.
Lisocabtagene maraleucel (Liso-cel) ist ein autologes CD19-gerichtetes CAR-T-Zell-Produkt, das als definierte Komposition aus gleichen Teilen von CD8- und CD4-positiven CAR-T-Zellen besteht. In der Phase-III-Studie TRANSFORM wurde Liso-cel gegenüber der Standardtherapie (SOC) mit Salvage-Chemotherapie, gefolgt von Hochdosis-Chemotherapie und autologer Stammzelltransplantation verglichen. 184 Patienten mit aggressiven Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL), die refraktär gegenüber der Anthrazyklin-haltigen und CD20-gerichteten Erstlinientherapie waren oder innerhalb von 12 Monaten rezidivierten, erhielten randomisiert Liso-cel oder SOC. Eine Bridging-Therapie vor der CAR-T-Zell-Therapie war erlaubt, ebenso der Crossover in den Liso-cel-Arm bei Versagen von SOC. Primärer Studienendpunkt war das ereignisfreie Überleben (EFS), definiert als Zeit von der Randomisierung bis zum Tod, Progress, fehlende Remission nach 9 Wochen oder Start einer neuen antineoplastischen Therapie. Hierarchisch wurden, jeweils bei Erreichen der Signifikanzgrenze von p < 0,012, das EFS, die Rate an Komplettremissionen (CR), das progressionsfreie Überleben (PFS) und das Gesamtüberleben (OS) ausgewertet. Die präsentierte Zwischenauswertung war bei Erreichen von 98 EFS-Ereignissen geplant.
Die Studie erreichte ihren primären Endpunkt. Mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 6,2 Monaten betrug das mediane EFS 10,1 Monate im Liso-cel-Arm versus 2,3 Monate im SOC-Arm (HR 0,349; 95%-KI: 0,229–0,530; p < 0,0001). Nach 6 Monaten waren 63,3 % versus 33,4 % und nach 12 Monaten 44,5 % versus 23,7 % der Patienten ohne Ereignis. Der bessere Therapieerfolg wurde für alle Subgruppen gezeigt. Eine CR erreichten ebenfalls signifikant häufiger Patienten des Liso-cel- verglichen mit dem SOC-Arm (66 % vs. 39 %; p < 0,0001). Die Gesamtansprechrate (ORR) lag bei 86 % versus 48 %. Ohne Progress lebten die Patienten beider Studienarme median 14,8 vs. 5,7 Monate. Auch bezüglich des PFS war das Ergebnis mit einer Hazard Ratio von 0,406 (95%-KI: 0,250–0,659) signifikant verschieden (p < 0,0001). Die 6- und 12-Monats-PFS-Raten betrugen 69,4 % versus 47,8% sowie 52,3 % versus 33,9 %. Mit 13 versus 24 OS-Ereignissen wurde zum Zeitpunkt dieser Zwischenauswertung ein deutlicher numerischer Unterschied evaluiert (HR 0,509; 95%-KI: 0,258–1,004; p = 0,0257). Das mediane OS war im Liso-cel-Arm noch nicht erreicht und betrug 16,4 Monate im SOC-Arm. Nach 6 Monaten lebten 91,8 % versus 89,4% der Patienten, nach 12 Monaten 79,1 % versus 64,2 %.
Das Nebenwirkungsspektrum von Liso-cel in der zweiten Therapielinie war mit dem bekannten Sicherheitsprofil in der dritten oder späteren Therapielinien vergleichbar. Es trat nur ein Fall von Zytokinsturm (CRS) Grad 3 auf und eine geringe Inzidenz von neurologischen Ereignissen (NE) aller Grade (12 %) oder von Grad 3 (4 %) wurde beobachet.
Die Autoren schlussfolgerten, dass Liso-cel ein potenziell neuer Therapiestandard für die Zweitlinienbehandlung von Patienten mit refraktärer oder rezidivierten großzelligen B-Zell-Lymphomen ist.
Autorin: Dr. Ine Schmale
Quelle: Kamdar M et al. Lisocabtagene maraleucel (liso-cel), a CD19-directed chimeric antigen receptor (CAR) T cell therapy, versus standard of care (SOC) with salvage chemotherapy (CT) followed by autologous stem cell transplantation (ASCT) as second-line treatment in patients with relapsed or refractory (R/R) large B-cell lymphoma (LBCL): Results from the randomized phase 3 transform study. ASH 2021, Abstr. #91