
Die Belastung für Patienten mit hämatoonkologischen Erkrankungen durch die anhaltende COVID-19-Pandemie war Thema verschiedener Untersuchungen, die während der diesjährigen ASH-Jahrestagung vorgestellt wurden.
Das gravierende Problem ist die doppelte Gefährdung der Betroffenen, denn viele dieser Patienten haben das höchste Risiko für eine COVID-19-Infektion und sprechen zugleich am wenigsten auf Impfstoffe an [1].
Nach den Daten einer Auswertung des ASH Research Collaborative (ASH RC) COVID-19-Registers für Hämatologie (n = 1.029) sind eine schlechte Prognose für die Grunderkrankung vor COVID-19 sowie der Aufschub einer antineoplastischen Therapie während des Aufenthalts auf der Intensivstation die stärksten Prädiktoren für eine erhöhte Sterblichkeit. Interessanterweise war, anders als vielfach befürchtet, weder für eine Tumorbehandlung im Jahr vor der COVID-19-Diagnose noch für die Art des hämatologischen Malignoms eine signifikante Korrelation mit der Mortalität zu beobachten [2].
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Patienten mit hämatoonkologischen Erkrankungen nicht optimal auf die COVID-19-Impfung ansprechen. So ergab die Interimsanalyse einer prospektiven monozentrischen Beobachtungsstudie aus Mannheim mit 373 Studienteilnehmern, dass 15 % der Betroffenen nach einer COVID-19-Impfung keine impfbedingten Antikörper aufwiesen. Die meisten Patienten hatten den Impfstoff von Pfizer/BioNTech erhalten, 10 % den Impfstoff von Moderna, 7 % den Impfstoff von AstraZeneca und 6 % eine Dosis von jedem der beiden Vakzine. Die Antikörperspiegel wurden mindestens 14 Tage (Median 58 Tage) nach der zweiten Impfung gemessen, für die Messung wurde ein Elektrochemilumineszenz-Assay (ECLIA) (Elecsys®, Roche) verwendet. Eine Konzentration ≥ 0,8 U/ml galt als positiv.
Bei den myeloischen Neoplasien zeigten Patienten mit klassischen myeloproliferativen Neoplasien (MPN) das höchste negative Ergebnis für Antikörper (57,1 %), gefolgt vom myelodysplastischen Syndrom (MDS; 28,6 %). Interessanterweise wiesen alle Studienteilnehmer mit chronisch myeloischer Leukämie (CML) eine messbare Immunantwort auf. Darüber hinaus war eine aktive Therapie, insbesondere mit Rituximab, Ibrutinib/Acalabrutinib und Ruxolitinib, mit einer geringeren Antikörperreaktion verbunden.
Fazit und Empfehlung der Autoren: Die meisten Patienten mit hämatoonkologischen Erkrankungen, nicht nur diejenigen unter momentaner Therapie, sollten regelmäßig ihre Antikörperspiegel kontrollieren lassen. Dies gibt einen Hinweis auf das Impfansprechen, und die Betroffenen können die Vorsichtsmaßnahmen entsprechend anpassen.
Literatur:
- Press Briefing COVID-19 Takes a Toll on People with Blood Cancers and Disorders. 11.12.21, ASH 2021
- Hicks L et al. #3040: Risks for Hospitalization and Death Among Patients with Blood Disorders from the ASH RC COVID-19 Registry for Hematology. Session 905 Outcomes Research – Lymphoid Malignancies: Poster II. 12.11.21, ASH 2021
Autorin: Dr. Katrina Recker
Quelle: Rotterdam J et al. Antibody Response to Vaccination with BNT162b2, mRNA-1273, and ChADOx1 in Patients with Myeloid and Lymphoid Neoplasms. Session 613 Acute Myeloid Leukemia: Clinical and Epidemiological: COVID and beyond. 11.12.21, ASH 2021