
Die CHELATE-Studie ist die erste prospektive randomisierte Studie zum Vergleich von D-Penicillamin und Trientin-Tetrahydrochlorid. D-Penicillamin ist seit 70 Jahren die einzige zugelassene Erstlinienbehandlung bei PatientInnen mit Morbus Wilson. Trientin-Tetrahydrochlorid hat das Potential, auch nach Zulassung in den USA, als Erhaltungstherapie bei PatientInnen mit Morbus Wilson eingesetzt zu werden.
Die Studie erreichte ihren primären Endpunkt durch den Nachweis der Nichtunterlegenheit von Trientin-Tetrahydrochlorid gegenüber D-Penicillamin, gemessen am NCC im Serum. Dafür wurde eine neuartige NCC-Analyse-Methode von Orphalan in Zusammenarbeit mit der FDA entwickelt. Der vordefinierte, kombinierte Endpunkt von NCC und Kupferausscheidung im 24-h-Urin wurde von 50 % der mit Trientin-Tetrahydrochlorid behandelten PatientInnen erreicht; von den mit D-Penicillamin behandelten PatientInnen erreichten 24 % den kombinierten Endpunkt.
Während bei den 26 PatientInnen mit Trientin-Tretrahydrochlorid-Behandlung keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse (SUE) auftraten, wurden insgesamt fünf SUE bei den 27 mit D-Penicillamin behandelten PatientInnen beobachtet. Therapiebedingte Nebenwirkungen (TEAEs) mit zeitlichem Zusammenhang zur Studienmedikation traten in beiden Gruppen ähnlich häufig auf, wurden als mild oder moderat eingestuft und waren vorübergehender Art.
Die aus der CHELATE-Studie stammenden Daten wurden am 25. Juni 2021 auf dem International Liver Congress der European Association for the Study of the Liver (EASL) vorgestellt und werden zeitnah zur Publikation eingereicht. Weitere Analysen von Daten bis Woche 48 dauern noch an und werden auf künftigen wissenschaftlichen Veranstaltungen vorgestellt.
„Wird die Behandlung einer chronischen Erkrankung wie Morbus Wilson unterbrochen oder gestoppt, kann es zu einem Fortschreiten der Erkrankung führen und schwerwiegende Folgen haben. Um die Behandlungsziele zu erreichen und Patienten in der Bewältigung der Erkrankung zu unterstützen, sollten Ärzte und Patienten zusammenarbeiten, um die Medikation auszuwählen, die die richtige Balance zwischen Effektivität, Sicherheit und Verträglichkeit bietet“, so Prof. Dr. Michael Schilsky, Leiter der Studie und Direktor des Center of Excellence for Wilson Disease an der Yale Universität. „Diese neuen Ergebnisse weisen darauf hin, dass Trientin-Tetrahydrochlorid ein differenziertes Verträglichkeitsprofil bietet und eine sichere und effektive Alternative zu D-Penicillamin zur Erhaltungstherapie bei Patienten mit Morbus Wilson darstellt.“
„Trotz des schlechten Sicherheitsprofils von D-Penicillamin ist dies derzeit die einzige Erstlinien-Therapie bei Morbus Wilson. Die CHELATE-Studie zeigte, dass Patienten unter D-Penicillamin-Behandlung auf Trientin-Tetrahydrochlorid umgestellt werden können, ohne die Wirksamkeit und Sicherheit zu beeinträchtigen. Unser Engagement bei dieser Studie steht im Einklang mit unserer Vision, Ärzten valide Daten zur Verfügung zu stellen, damit diese evidenzbasierte Therapieentscheidungen treffen können“, so Dr. Naseem Amin, CEO von Orphalan. „Die klinische Evidenz dieser Studie und der Nutzen der von Orphalan neu entwickelten NCC-Assays haben das Potential, einen bedeutenden Unterschied für das Leben der Patienten und das Monitoring der Erkrankung durch die behandelnden Ärzte zu machen.“
Prof. (apl.) Dr. med. Karl Heinz Weiss, Chefarzt der Inneren Medizin am Krankenhaus Salem der Evang. Stadtmission Heidelberg und Leiter des Studienzentrums der CHELATE Studie an der Universität Heidelberg. „CHELATE ist die erste randomisierte, kontrollierte Studie, die D-Penicillamin und Trientin-Tetrahydrochlorid miteinander vergleicht. Die überzeugenden Studienergebnisse geben behandelnden Ärzte erstmalig eine datenbasierte Entscheidungsgrundlage für die Therapie ihrer Patienten bezüglich Wirksamkeit und Sicherheit mit diesen beiden Chelatoren. Darüber hinaus hat das neue, in der CHELATE Studie verwendete, NCC-Assay das Potential, Monitoring und Management von Morbus Wilson Patienten zu verändern und kann den Behandlern entscheidend dabei helfen, die beste therapeutische Dosis zu identifizieren.“
Über die CHELATE Studie
Die CHELATE-Studie ist eine multizentrische, randomisierte, offene, aktiv-kontrollierte Nichtunterlegenheits-Phase-III-Studie, die in 9 Ländern an 15 Zentren durchgeführt wurde, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Trientin-Tetrahydrochlorid im Vergleich zu D-Penicillamin bei stabilen PatientInnen mit Morbus Wilson zu bewerten. 53 erwachsene PatientInnen mit Morbus Wilson, die seit mehr als einem Jahr klinisch stabil waren und die spezifischen Einschlusskriterien erfüllten, einschließlich der Labormessungen des NCC, Kupferausscheidung im 24-h-Urin und Leberfunktionstests, wurden für einen Zeitraum von 12 Wochen beobachtet, bevor sie 1:1 randomisiert wurden und entweder Trientin-Tetrahydrochlorid oder D-Penicillamin zwei Mal täglich erhielten.
Der primäre Endpunkt der Studie war NCC im Serum gemessen mit der von Orphalan entwickelten Methode. Ein sekundärer kombinierter Endpunkt war NCC und Kupferausscheidung im 24-h-Urin.
Zusätzliche sekundäre Endpunkte waren: Clinical Global Impression of Change (CGI-C), Kupfer- und Coeruloplasmin-Spiegel im Serum, die Unified Wilson’s Disease Rating Scale (UWDRS), modifizierte Nazer Score, kognitive Bewertungen und standardisierte Sicherheitsbewertungen. Zusätzlich bewertete ein unabhängiges Expertenkomitee die klinische Stabilität der PatientInnen, ohne die medikamentöse Therapie der PatientInnen zu kennen.
Quelle: signum pr GmbH