Prof. Hans-Christian Schuppe von der Justus-Liebig-Universität aus Gießen berichtete über Änderungen in der Neuauflage des Laborhandbuchs der WHO für die Untersuchung und Aufbereitung von menschlichem Sperma (>>zur Onlineversion). Die sechste Auflage ist übersichtlicher geworden. So wurden weiterführende Hinweise und Vorlagen in einer Appendix-Sammlung untergebracht. Die Methodenbeschreibungen wurden optisch und inhaltlich aufgeräumt. Ziel war es das Manual im Laboralltag verwenden zu können.

Diesem Aufräumprozess sind auch übersichtliche Morphologie-Bildtafeln zum Opfer gefallen, die in der fünften Auflage aus dem Jahr 2010 enthalten waren. Stattdessen gibt es nun ein Fließschema. Prof. Schuppe kommentierte: „Den finde ich sehr sperrig. Ich weiß nicht, ob das wirklich weiterhilft.“ Denn so geht für ihn viel Anschaulichkeit verloren. Auch einzelne Punkte der erweiterten Ejakulatanalyse im Bereich Spermienfuktion sind nicht enthalten: die Spermien-Zervixmukus-Interaktion, die Chromatin-Dekondensation, die Oolemma-Bindung, die Zona-pellucida-Bindung und die Akrosinaktivität.
Bei der Bestimmung der DNA-Schädigungen ist die WHO aus Sicht von Prof. Schuppe inkonsequent, denn: „Die WHO legt sich nicht auf ein validiertes, evidenzbasiertes Verfahren für uns fest. Das hätte ich mir gewünscht.“
Eine weitere Neuerung: Die WHO streicht die Beschreibung von Ejakulatbefunden, da diese im engeren Sinne keine Diagnose sind. Prof. Schuppe findet das schade, da er solche Beschreibungen sehr nützlich in der Praxis hält, z. B. in Arztbriefen.
In zwei wichtigen Punkten geht das neue Manual zurück zu der vierten Version aus dem Jahr 1999: Spermien mit einer schnellen Mortalität vom Grad a, sollen wieder mit dokumentiert werden. Außerdem kann für die Spermienkonzentration wieder die 1:50-Verdünnung verwendet werden.
Viele Bereiche, wie z. B. die Referenzwerte für das Basis-Spermiogramm, die Qualitätskontrolle oder die Morphologie sind im Wesentlichen unverändert geblieben.
(rr)
Quelle: Vortragsreihe zur Andrologie auf dem DGU